PM 29.07 – Rückblick und Ausblick

Buntstifthaus in Hildesheim weiterhin besetzt: Rückblick auf ein erfolgreiches Wochenendprogramm und Ausblick auf die nächste Woche.

Langsam geht das zweite Wochenende im Buntstifthaus zu Ende. Das von der Uni angemietete Gebäude ist vor beinahe 2 Wochen von Aktivist*innen einer losen Initiative besetzt worden.

Sie wollen auf das Fehlen von Begegnungs- und Freiräumen aufmerksam machen und fordern die Politik auf Räume zur Verfügung zu stellen, die selbstverwaltet und autonom für ein
soziokulturelles Zentrum genutzt werden können.

Am Wochenende haben die Besetzenden wieder in ihr Zentrum eingeladen. Es gab ein buntes Programm: Pappmaschee- und Tätowierworkshops, Filmvorführungen, politische Diskussionsveranstaltungen und musikalisch-künstlerische Darbietungen. Es war für alle etwas dabei.

Abends saßen die Menschen noch lange im inoffiziellen Wohnzimmer vor dem Buntstifthaus auf Sofas und Sesseln im Freien und unterhielten sich angeregt oder hörten und machten gemeinsam Musik. Das gesamte Wochenende war das Haus mit Leben gefüllt, ein Anblick an den sich Passant*innen mittlerweile gewöhnt haben. „Die tun ja niemandem etwas.“ sagt eine ältere Dame. Auch so manche*r Besuchende des Finanz- oder Arbeitsamtes lächelte vergangene Woche beim Anblick des bunten Gebäudes inmitten der Behördenfassaden.

„Es ist faszinierend, was hier für eine Energie herrscht, wie viel hier auf die Beine gestellt wird.“ bemerkt Michael Santel, von den Besetzenden, begeistert.

Neu ankommende Menschen werden freundlich begrüßt in diesem Haus. Wenn nicht gerade alle beim Essen sind, gibt es immer die Möglichkeit durch das Haus geführt zu werden. Fast immer gibt es frischen Kaffee und es herrscht ein kreatives Gewusel in den Räumlichkeiten: In einem Raum werden Schilder bemalt und Informationsplakate gestaltet, während nebenan ein paar Leute zusammen Musik machen und irgendwo sitzen immer Menschen unterhalten sich angeregt oder diskutieren.

Die Gruppe „Freiräume Hildesheim“ nennt dies „prozessuales konkret werden lassen“ ihrer Forderungen. Santel dazu: „Wir haben hier einen konkreten Raum für Utopien. Hier wird für uns
und andere vorstell-, umsetz- und erlebbar, was Freiraum bedeutet und bedeuten kann.“

Zum 1. August endet der Mietvertrag zwischen der Universität Hildesheim und dem Besitzer des Gebäudes, Peter Seide aus Hannover. Beide Parteien haben bisher stets die Verantwortung für Besetzung und Räumung der jeweils anderen zugeschoben und angekündigt nicht die Polizei einschalten zu wollen. Wie am Freitag in der taz zu lesen war, droht der Besitzer der Universität mit Regressforderungen.

Es bleibt abzuwarten, welche Schritte die Stiftungsuniversität unternehmen
wird, vielleicht steht dem Buntstifthaus eine Räumung nach dem Wochenende bevor.

Saskia Okkupa, eine Sprecherin des Freiraum-Bündnisses, sieht das eher gelassen: „Die Universität hat bisher nicht geräumt, warum sollte sich das jetzt ändern?“ Auf die Frage, wie es nach dem 31. Juli weitergehen wird, antwortet sie, dass die Initiative vorhabe den entstandenen Raum solange wie möglich zu nutzen „Wir werden weiter auf unsere Anliegen aufmerksam machen. Unsere Programm AG plant schon ein Konzert am nächsten Wochenende.“ Santel ergänzt: „Den Freiraum der in uns entstanden ist, durch die Besetzung, der lässt sich nicht räumen.“

Die Gruppe „Freiräume“ kündigt an aktiv zu bleiben: „Wir bleiben, auch ohne Buntstifthaus, in Hildesheim!“

Also ist weiterhin alles offen um Hildesheims besetztes Haus. Mensch darf gespannt bleiben.

Eins ist klar, egal wie lange es das Buntstifthaus noch gibt, das Thema Freiräume wird zukünftig in Hildesheim niemand mehr vermeiden können.

This entry was posted in Pressemitteilungen. Bookmark the permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.