Potenzielle Freiräume markiert

Gestern Nacht hat die Initiative ‘Freiräume Hildesheim’ 30 Leerstände in verschiedenen Teilen Hildesheims durch Plakate markiert. Damit wollen sie aufzuzeigen, wie viel Raum ungenutzt ist, obwohl er gerade jetzt dringender gebraucht wird denn je.

Auf den Plakaten steht „Hier ist Platz für…“ und eine Reihe von Möglichkeiten, wofür der markierte Ort genutzt werden kann. Neben Vorschlägen für Nutzung, wie sichere Schlafplätze, Raum für politische Diskussion oder auch Raum für Privatsphäre, regt das Plakat Passant*innen durch ein freies Feld dazu an ihre eigenen Ideen zu ergänzen.

Die Gruppe „Freiräume Hildesheim“, die in der Vergangenheit immer wieder in der Hildesheimer Öffentlichkeit für unkommerzielle, diskriminierungskritische Räume gekämpft hat, zeigt mit ihrer zweiten Aktion in kurzer Zeit, wie wichtig es ist, gerade jetzt während der Pandemie auf die Absurdität der kapitalistischen Wirtschaftslogik hinzuweisen, die nicht auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht.

Denn wir sollen zu Hause bleiben. Aber was ist mit den Menschen, die kein zu Hause haben oder von häuslicher Gewalt betroffen sind?

Wir sollen Sicherheitsabstand halten. Aber was ist mit den Menschen, die in überfüllten Lagern wohnen, denen, die zur Erntehilfe eingeflogen werden oder denen die in Gefängnissen ihre Zeit absitzen?

All die Menschen, die mit diesem ‘wir’ nicht gemeint sein können, werden von dem Solidaritätsgerede der Politiker*innen ausgeschlossen.

Während auf griechischen Inseln über 40.000 Menschen auf der Suche nach einem sicheren Zuhause in überfüllten Lagern ausharren, stehen in Hildesheim und überall sonst Räume leer.

In dieses Land werden derzeit nur Menschen, die Spargel ernten sollen, eingeflogen (und natürlich nicht zu vergessen die 50! Kinder von den Inseln, die das christliche Gewissen beruhigen). Wir sehen einmal wieder, dass die Interessen der Wirtschaft vor der Würde der Menschen stehen.

Auch am Thema Obdachlosigkeit zeigt sich, wie bestimmte Menschen aus dieser Gesellschaft ausgeschlossen werden. Sie können nicht auf vier Wände zurückgreifen, die gerade jetzt Sicherheit vor dem Virus bedeuten. Damit sie auch bei #StayAtHome mitmachen können wurde Ende März von obdachlosen Kölner*innen, ein Haus besetzt. Sie werden dort aktuell geduldet. Auf einem ihrer Transpis steht: „Quarantäne für die Reichen, Corona für die Armen“.

Seit den Ausgangsbeschränkungen nimmt die häusliche Gewalt besonders gegenüber Frauen* und Kindern zu. Es fehlt an Rückzugsräumen für Menschen, die von Gewalt betroffen sind.

Wir sagen nicht, dass wir diejenigen sind, die solche Räume gestalten können. Wir sagen, dass es statt profitorientierter Räume, mehr freie Räume braucht. Räume, die frei gestaltet werden können, sodass sie den Ansprüchen verschiedener Menschen, die von der aktuellen Situation besonders betroffen sind, dienen.

Lasst uns Leerstände nutzen und sie zu Rückzugsorten machen, damit diese kein Privileg bleiben! Die Häuser denen, die sie brauchen!

Weil Leerstände Rückzugsräume sind.
Weil Leerstände Privatsphäre sind.
Weil Leerstände Sicherheit sind.
Weil Leerstände Chancen sind.
Wenn wir sie dazu machen.

Unsere Solidarität ist feministisch, antirassistisch und antikapitalistisch!

#TakeAHome #WirHabenPlatz #LeaveNoOneBehind #StayAtHomeButNotSilent #FreiräumeHildesheim

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1 Response to Potenzielle Freiräume markiert

  1. Karin W.Yahaya says:

    Liebe Freiräumer*innen,
    als ehemalige Mitstreiterin freue ich mich immer , wenn ich in der Stadt über eure „Arbeit“ stolpere. Klasse Aktion 🙂
    Salut K.

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