Bleistifthaus „besetzt“ – der Stand der Dinge

Hildesheim – Nachdem eine Aktionsgruppe das Bleistifthaus für besetzt erklärt hat, fordert die Universität die Mitglieder auf, das Gebäude bis 15 Uhr zu räumen. Für diese Uhrzeit hatte die Gruppe zu einer Kundgebung aufgerufen.

Der Aufruf zur Kundgebung hat offenbar wenige Leute erreicht. Das Publikum der Sprecherin, die mit Megafon auftritt, besteht aus einer Handvoll Leute. Die Kundgebung ist das Ergebnis einer Entwicklung, die am Montagabend ihren Anfang nahm.
Staubwolke und ein Banner

Seit am Montagabend eine rosa Staubwolke über dem markanten Bleistiftgebäude am Marienfriedhof zu sehen war und und ein Banner von der Fassade im Obergeschoss weht, ist das Gebäude „besetzt“. Eine Aktionsgruppe namens „Freiräume Hildesheim“ hat das Ziel, dieses Gebäude oder etwaig andere Leerstände für Kulturveranstaltungen und Gruppenaktivitäten zu nutzen.

Die Initiative beklagt, dass die Stadt Hildesheim „zu wenig Geld für die freie Kulturszene zur Verfügung“ stelle. Außerdem habe die Stadt das Gebäude zu einem „Spottpreis“ verkauft. Auf Nachfrage der HAZ teilt der neue Eigentümer der Immobilie, Peter Seide, mit er habe von der Aktion selbst nicht gewusst. Er hat das Gebäude 2016 vom Land Niedersachsen gekauft.
Gespräch am Mittwochmorgen

Am Mittwochfrüh kam es laut den Sprechern der Initiative zu einem Gespräch mit dem Eigentümer und Vertretern des Baudezernats der Universität. Die Stadt Hildesheim war auch eingeladen, hat aber keinen Vertreter geschickt. Hintergrund hierzu: Die Stadt hat mit dem Gebäude nichts zu tun. Eigentümer war das Land Niedersachsen, dass die Liegenschaft an die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst vermietet hatte. Die hat vor wenigen Jahren das Gebäude geräumt und ist auf den Weinbergcampus umgezogen.

Derzeitiger Eigentümer ist Peter Seide, ein Wirtschaftsprüfer aus Hannover, der auch im Immobiliengeschäft tätig ist. Er habe sich laut Vertretern der Gruppe nicht kooperativ gezeigt. Er wolle den Mietvertrag mit der Universität so lange laufenlassen, bis das Gebäude geräumt ist. Derzeit läuft der Mietvertrag bis Ende des Monats. „Mit Ende des Projektsemesters sehen wir die Nutzung des Gebäudes als beendet an“, teilt die Universität mit.
Polizei: „Kein Handlungsbedarf“

Angedrohte polizeiliche Maßnahmen hat es bislang nicht gegeben. „Weder die Universität noch der Eigentümer haben sich bisher bei uns gemeldet“, sagt Polizeisprecher Ronny Bauer am Mittwochvormittag. „Wir sehen derzeit keinen Handlungsbedarf.“

Am Vormittag hat es gegen 11.30 Uhr ein weiteres Gespräch mit Vertretern der Uni unter Leitung des Baudezernenten Thomas Hanold im Bleistifthaus gegeben. Den Tenor hat Uni-Präsident Wolfgang-Uwe Friedrich in einem Gespräch mit der HAZ zeitgleich mitgeteilt. „Wir haben mit der Besetzung nichts zu tun.“ Es seien auch keine Studenten der Universität, sagt er. Die Hochschule hat die Räumlichkeit für das Projektsemester angemietet. Das war am Sonntag, 15. Juli, beendet. Damit sei die Uni raus: „Der Vertrag läuft bis Ende des Monats, die Miete haben wir bezahlt. Wir rufen nicht die Polizei.“
Kundgebung um 15 Uhr

Eigentümer Seide sieht das ein wenig anders: „Wenn der Mietvertrag ausläuft, erwarte ich, dass das Gebäude ohne Besetzer übergeben wird.“ Weitere Aussagen zu einer etwaigen Räumung will er nicht machen: „Ich hoffe, dass die Angelegenheit friedlich beendet wird.“

Baudezernent Hanold hat die Besetzer aufgefordert, das Gebäude bis Mittwoch um 15 Uhr zu räumen. Die Sprecher der Besetzerinitiative erklären gegenüber der HAZ, weiterhin im Gebäude zu bleiben und haben außerdem zu 15 Uhr über die sozialen Medien zu einer Kundgebung vor dem Gebäude aufgerufen. Doch dem Aufruf folgen nur wenige. Auf die Frage, ob die Initiative beziffern kann, wie groß der Bedarf an Räumen für ihre Ideen ist, sagt einer der Sprecher: „Das wissen wir nicht.“ Eine Unterschriftenliste gebe es auch nicht: „Wäre aber eine gute Idee.“

Quelle: 18.07.2018 HiHaz

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