PM 31.07. – Unterstützung und Zuspruch

Wir bekommen von vielen Seiten Unterstützung und Zuspruch“

Die Stimmung am Buntstifthaus wirkt weiterhin entspannt. Trotz des morgigen Stichtages, zu dem der Mietvertrag des Eigentümers mit der Universität ausläuft, findet weiterhin Programm statt und viele Menschen halten sich im Gebäude auf. Die Vorbereitungen für die abendliche Jubiläumsparty sind in vollem Gange.

„Wir können noch nicht sagen, ob sich morgen etwas ändern wird. Erstmal sieht es nicht danach aus.“ meint Samira, die zwischen dem Tragen von zwei Boxen, für die Party später, eine kurze Verschnaufpause eingelegt hat. Der Besuch von Vertreter*innen der SPD am heutigen Abend hat länger gedauert als gedacht. Jetzt ist ein gewisser Zeitdruck da. „Dass wir weiterhin ein solches Interesse bei der Politik hervorrufen und merken, dass Sympathien und Unterstützung für unsere Anliegen da sind, stimmt uns optimistisch.“

Die Vertreter*innen der Jusos und der Stadtratsfraktion zeigten sich nach einer Führung durchs Haus beeindruckt davon, was die Besetzer*innen auf die Beine gestellt haben. „Es wäre schön, jemanden zu finden, der den Aktivist*innen ein Haus zur Verfügung stellt, damit die Energie, die hier hineingesteckt wurde, nicht ergebnislos verpufft. Es ist gut, wenn Leute etwas tun und nicht nur jammern.“, so Beate König, die Bürgermeisterin der SPD. „Eine bestimmte Linie darf aber nicht überschritten werden.“ Die Vertreter*innen gehen davon aus, dass die Stadtratsfraktion bei der Suche nach geeigneten Objekten helfen könne. Pascal Kubat, Kreistagabgeordneter der SPD, ergänzt: „Wir brauchen Kreativität und wir brauchen neue Wege. Dafür müssen sich Menschen zusammensetzen und gemeinsam welche finden.“

Die Besetzer*innen und die SPD sprechen sich dafür aus in einem fortlaufenden Dialog zu bleiben.

Andere Politiker*innen positionieren sich ebenfalls: Orhan Kara, Mitglied der Stadtratsfraktion der Linken, sieht die Forderungen von Freiräume Hildesheim als absolut berechtigt an und versteht auch, dass diese mit einer Hausbesetzung deutlich gemacht werden. „Es ist vermutlich die einzige Möglichkeit auf das Problem mit entsprechender Dringlichkeit aufmerksam zu machen. Es muss eine Lösung gefunden werden, die am Ende auch die Ziele von Freiräume Hildesheim berücksichtigt.“ Sein Fraktionskollege Maik Brückner weist ebenfalls darauf hin, dass es in Hildesheim zu wenig Raum für politische Selbstverwirklichung gibt und die Besetzer*innen keinesfalls kriminalisiert werden sollten. Auch der Kreisverband der Linken bekräftigt in einer Stellungnahme, dass es Bedarf nach Orten zur selbstbestimmten Entfaltung gibt und das es Raum braucht „zum Ausprobieren fern von Zwängen und auferlegten Einschränkungen“.

Die Stadtratsfraktion der Grünen erklärt, dass es mit der Besetzung gelungen sei, auf das Fehlen alternativer Räume für Jugend und Erwachsene sowie den mangelnden Raum für Selbstentfaltung hinzuweisen. Die Grüne Jugend Niedersachsen ergänzt dazu: “Wir solidarisieren uns mit allen Aktivist*innen, die für mehr kreative Freiräume in Hildesheim und anderswo kämpfen. In kürzester Zeit schaffen sie das, was jahrelang versäumt wurde – nämlich Freiräume zu schaffen für kreative Köpfe. Es ist höchste Zeit, dass die Politik diese Anliegen ernst nimmt und endlich handelt!“

Auf die Frage, ob sie der Aufforderung der FDP nachkommen wollen, dass Gebäude zu räumen, brechen die anwesenden Aktivist*innen in schallendes Gelächter aus. „Unsere Forderungen zeigen Alternativen auf, während die FDP etwas alternativlos auslöschen möchte. Wenn uns ein Vertreter der FDP vorwirft, die öffentliche Hand erpressen zu wollen, dann hat das schon eine gewisse Ironie“, meint die jugendliche Lara. Jacobs Verständnis der freiheitlich-demokratischen Grundordnung sei ein äußerst verkürztes, ergänzt ein anderer Aktivist. In dieser gehe es nämlich, statt um das strikte Einhalten von Gesetzen, um die Wahrung von Menschenrechten wie dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. „Scheinbar keine Stärke der FDP“ führt der Aktivist weiter an „Herr Jacobs fordert unreglementierte Mieterhöhungen, während es an günstigem Wohnraum deutschlandweit mangelt“.

Vertreter*innen der Jungen Liberalen waren wohl auch schon zu Besuch im Buntstifthaus. Diese äußerten sich aber bislang nicht öffentlich dazu.

„Viel wichtiger als der Rückhalt aus der Politik ist uns allerdings die Unterstützung, die wir aus der Bevölkerung und von neuen Freund*innen erfahren“ meint Søren, eine Aktivistin, die von Anfang an dabei ist. Regelmäßig kommen interessierte Bürger*innen auf dem Rückweg von Finanzamt oder Jobcenter vorbei, die der Initiative viel Glück wünschen. „Es gab auch schon Solidaritätserklärungen an der Kasse bei Media Markt“, berichtet Søren verschmitzt. „Wir hätten selber nicht gedacht, dass wir mit dem Thema so viele offene Türen einrennen.“

Viele kulturelle und politische Initiativen und Organisationen aus Hildesheim sowie Einzelpersonen und überregionale Zusammenschlüsse und Verbände haben sich mit der Gruppe solidarisch erklärt, wie sich an der langen Unterstützer*innenliste ablesen lässt, die auf dem Blog der Kampagne für Freiräume zu finden ist. „Durch das Buntstifthaus ist bereits jetzt, unabhängig von Hochschulstrukturen, ein Bildungsort entstanden, der soziale und politische Bildung auch über eine studentische Perspektive hinaus ermöglicht. Wir sehen die Stadt und die Hochschulen in der Pflicht, den Aufbau solcher Räumlichkeiten zu unterstützen“ äußert der AStA der HAWK in einer Stellungnahme. Auch der AStA Vorsitz der Uni unterstützt das Bestreben von „Freiräume
Hildesheim“ nach mehr unkommerziellen, offenen Räumen in der Stadt Hildesheim, die frei genutzt werden können.

Auch Kulturschaffende zeigen sich solidarisch, wie der Kehrwieder berichtet. Eine Beteiligung am runden Tisch Kultur wird in der Gruppe kontrovers diskutiert, auch weil sie nicht mit der AfD an einem Tisch sitzen möchte. Stattdessen gibt es Überlegungen zu einem „ungeometrischen Tisch Gegenkultur“ einzuladen. „Wir wollen anecken!“

This entry was posted in Pressemitteilungen. Bookmark the permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.