Freiraum Aktivist*innen veranstalten Bürger*innensprechstunde vor dem Rathaus

Keine Woche ist das Ende der Besetzung des Buntstifthauses her und schon machen Unterstützer*innen wieder von sich reden. Die Besetzer*innen hatten selbstbestimmt das Haus verlassen um „die entstandene Energie mitzunehmen und die Forderung nach Freiräumen in die Stadt zu tragen.“ Sie lancierten das Vorhaben einer „kreativen Intervention“ beim Kulturausschuss des Stadtrates, was z.B. die taz in einem Artikel am 3. August aufgriff.

Am Freitag erreichte eine Einladung zu einem „ungeometrischen Tisch Gegenkultur“ die Mitglieder des Kulturausschusses. In dieser wurde eine Bürger*innensprechstunde angekündigt, die mit Rücksicht auf die Sitzung des Kulturausschusses, um 17 Uhr vor dem Rathaus begänne.

„Es soll mit Hildesheimer*innen in einen Austausch über Freiräume und Kultur getreten werden.“ heißt es in der Einladung. Alle Mitglieder seien aber nicht eingeladen, am Ende des Schreibens findet sich der Hinweis: „Nur damit Sie sich nicht wundern: Mirko Weiß und die AfD wurden absichtlich nicht eingeladen“.

In einer Pressmitteilungen am 3. August kündigte die Gruppe an dem Ausschuss helfen zu wollen in einen Dialog mit den Bürger*innen zu treten. „Im Buntstifthaus wurde gezeigt, wie Beteiligung funktionieren kann.“ schreiben sie dort.

Der „ungeometrische Tisch Gegenkultur“ macht seinem Namen alle Ehre, er ist sehr unförmig, hat metallische Applikationen und ist golden. Er ähnelt mehr einer Skulptur, als einem Tisch.

Besuchende des Marktplatz gucken neugierig, einige wenige werden von der Musik angelockt, die ein Mensch hinter dem Tisch live performt. Auf den ersten Blick ist nicht zu Erkennen worum es geht, einige Passierende wirken skeptisch, viele lassen sich aber dennoch von den freundlichen Freiräumer*innen, die über den Marktplatz laufen und Flugblätter verteilen, über den Zweck der Aktion aufklären. Vereinzelt kommt es zu angeregtem Austausch.

Die Möglichkeit Antworten auf die Fragen „Was fehlt in Hildesheim an Kultur?“, „Wofür fehlt Platz in Hildesheim?“ und „Was bedeuted für mich Freiraum?“ an die mitgebrachten Stellwände zu pinnen wird wenig genutzt. Dafür, dass bei der Sonneneinstrahlung aber nicht viele Menschen auf dem Marktplatz sind, kommen einige Anregungen zusammen. „Da sind doch einige Sachen bei, die direkt mit in den Kulturausschuss genommen werden können“ sagt Kat, eine junge Frau mit kurzen Haaren.

Mehrere Mitglieder des Ausschusses sind der Einladung der Aktivist*innen gefolgt, darunter die Vorsitzende Frau Wagner-Kröger, die auch das Buntstifthaus besucht hatte und auch Frau Wagner, die Kulturdezernentin der Stadt.

Die anwesenden Kulturausschussmitglieder schauen teilweise interessiert die Zettel an, selber füllt aber, außer dem jüngsten Ausschussmitglied Maik Brückner, niemand einen aus. Er bezeichnet die Einladung als eine gelungene Aktion.

Einige Menschen der Gruppe lassen sich die Gelegenheit nicht entgehen und nehmen an der Einwohner*innenfragestunde im Rathaus teil. Frau Wagner-Kröger schlägt in dieser vor, dass die Initiative zu einem Gespräch einladen solle, an dem sich auch Mitglieder des Ausschusses beteiligen werden. Erst danach bestünde die Chance, dass der Ausschuss sich mit den Anliegen der Freiraum-Initiative beschäftige. Mit den Worten „Es wurde eine wichtige Debatte angestoßen, dafür danken wir und werden versuchen die Anregungen aufzugreifen.“ beendet sie die Fragerunde.

Zu der Besetzung und deren Ende wollen sich die anwesenden Aktivist*innen nicht äußern. „Wir sind hier um uns solidarisch mit den Besetzer*innen zu zeigen, in dem wir die Forderung nach Freiräumen nicht leiser werden lassen.“ äußert sich Kat bestimmt.

Angesprochen auf die Attacke des Präsidenten der Universität gegen die Besetzer*innen, lässt sich ein junger Mann, dann doch hinreißen: „Ich verstehe ja, dass die Uni in einer blöden Situation ist, der Seidel hat einen ganz schönen Knebelvertrag ausgehandelt. Aber Hausbesetzungen als Gefahr für die Demokratie darzustellen und dann auch noch mittels eines NS-Vergleichs, dass ist widerlich.“ Obrigkeitshörigkeit und das strikte befolgen von Gesetzen seien eine viel größere Gefahr. „Vielleicht wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn Protestformen wie Hausbesetzungen damals etablierter gewesen wären.“

Nach etwa einer Stunde packt die bunte Truppe zusammen. „Um selbstverwaltete Freiräume in Hildesheim zu realisieren, wollen wir das Gespräch suchen, wir überlegen Frau Wagner-Krögers Idee umzusetzen.“ sagt Dilara, eine Sprecherin der Gruppe. „Wir sind breitflächig aufgestellt und werden weiterhin kreative Aktionen machen.“ kündigt sie an und außerdem habe sie von Leuten gehört, die ungeduldig wären und überlegen würden noch diesen Sommer den nächsten Freiraum zu schaffen.

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